Der Potsdamer OSC-Abteilungschef Andreas Koch feiert heute seinen 40. Geburtstag und 30 Jahre Radsport

POTSDAM -Andreas Koch erinnert sich noch ziemlich genau daran, wie alles begann. „Es war damals kurz vor meinem zehnten Geburtstag. Ich nahm am Jagdschloss am Stern erstmals an der kleinen Friedensfahrt teil. Als ich fertig war mit meiner Runde bin ich zu meinen Eltern in den Garten geradelt. Erst danach habe ich von einem Kumpel erfahren, dass ich sogar gewonnen hatte.“
Das war sozusagen der Beginn einer „kleinen Radsportkarriere“. Heute feiert „Kochi“, wie er von seinen Sportfreunden nur gerufen wird, daher nicht nur seinen 40. Geburtstag, sondern auch sein 30-jähriges Radsportjubiläum. Die große Party steigt übrigens am Samstag im Vereinsheim des OSC Potsdam (Bootshaus).
Dann wird ganz sicher noch einmal die Geschichte von den Anfängen die Runde machen. Denn am Montag drauf waren die Trainer der SG Dynamo Potsdam schon in der Schule und lotsten „Kochi“ zu den Radsportlern. Kuriosum am Rande und sicher hilfreich beim ersten „großen Sieg“. Auf genau der Strecke, wo die kleine Friedensfahrt stattfand, hatte Klein-Andi einst das Radfahren erlernt, denn er wohnte gleich um die Ecke am Stern.
Das Schönste an seiner neuen sportlichen Heimat, die sich ebenfalls nur schlappe 500 Meter vom Zuhause entfernt in der Jagdhausstraße befand, war das Fahrrad, welches der Verein zur Verfügung stellte. Das „24er“ hatte allerdings noch dicke Reifen, jedoch schon den Rennlenker mit den nach unten gebogenen Hörnern. Ab der Altersklasse elf gab es dann ein Rennrad, das er mit nach Hause nehmen durfte. „Das hing dann direkt über meinem Bett im Kinderzimmer. Mein Vater hatte mir extra einen Haken an die Decke montiert“, erzählt Koch. In diversen Disziplinen wurde er auf der Bahn und auf der Straße mehrfach Meister des damaligen Bezirks Potsdam in unterschiedlichen Jugendklassen. Wegen der „Westverwandschaft“ blieb für ihn indes die Tür zur Sportschule und damit zur noch besseren Förderung geschlossen.
Doch Koch saß weiter fest im Rennsattel. Nach der Wende fuhr er sogar mal zwei Jahre für den RSV Gütersloh. Bei kleineren Rennen gab es hier und da Erfolge. Dabei führte sein Weg nicht nur durch die alten Bundesländer, sondern auch durch Holland, Belgien, Italien, ja selbst in die USA und die Karibik.
Seine Radsportbegeisterung und seine Fachkenntnis brachte er nach Beendigung der Aktivenlaufbahn auch als Sportlicher Leiter bei den Teams „Focus-Steintherme Berlin-Brandenburg“ oder „Notebooksbilliger.de“ ein und nicht zuletzt als Abteilungsleiter Radsport beim OSC Potsdam. Dies mittlerweile seit elf Jahren. So organisierte er zehn Mal das Radkriterium „Rund in Babelsberg“, das in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen ausfällt. Nette Anekdote am Rande: Während der Premiere von „Rund in Babelsberg“ kamen seine Zwillinge Hugo und Hajo zur Welt. Die beiden bald Zehnjährigen sind inzwischen Leichtathleten beim SC Potsdam, aber auf dem Rennrad nicht minder flink.
Klar, dass auch in den Schulferien der Radsport nicht außen vor bleibt. Zur 100. Tour de France geht es in ein Ferienhaus für drei Wochen nach Frankreich. Abstecher zu Tour-Etappen sind fest eingeplant, vor allem Alpe d’Huez soll ein Höhepunkt werden. Als Fan ist „Kochi“ Stammgast bei der großen Schleife und erinnert sich gern an die großen Auftritte von Jan Ullrich, die er hautnah miterlebte. Ein großes Foto mit Ullrich im Gelben Trikot hängt bei ihm zu Hause in der Wohnung. „Ich habe damals die Straße bemalt. Das waren noch Zeiten“, sinniert er ein wenig wehmütig.
Der Informatiker im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat auf seinem Schreibtisch eine Weltkarte, auf der inzwischen 56 Länder markiert sind, die er in Sachen Radsport bereiste. Besonders exotisch sei es in Kuba oder Tobago gewesen, wo es auf schlechten Straßen mitten durch den Regenwald ging. Oft begleitet er auch Steher-Europameister Timo Scholz und dessen Team, dann geht es nach Asien oder Französisch-Guayana in Südamerika. Dann hat „Kochi“ als sportlicher Leiter einen Vollzeitjob vom Autosteuern während der Etappe, Aufräumen und Putzen hinterher bis zu den Vorbereitungen für den nächsten Tag und Teambesprechungen. „Da bin ich der Erste,der aufsteht und der Letzte, der ins Bett geht. Das ist zwar anstrengend, macht aber Spaß“, sagt der Potsdamer, der auch die leckeren wie legendären „Silberlinge“ verpackt, die den Rennfahrern während der Etappen gereicht werden. Der Inhalt reicht von Brötchenhälften über Kekse bis zu Muffins. Da kauft man ihm ab, wenn er sagt: „Der Radsport ist mehr als ein Hobby, er ist meine Leidenschaft.“
„Kochi“, der noch als Hobbyfahrer in die Pedale seines Rennrades tritt, hält sich weiter fit. Schließlich muss er beim Anschieben nach einem Reifenwechsel auch bereit sein für einen Zwischenspurt per pedes. Ein nächstes Traumziel für den 40-Jährigen ist im November Gran Fondo in Miami/US-Bundesstaat Florida. In New York hat er so ein Jedermann-Rennen nämlich schon bestritten. (Von Peter Stein)